Grünlandnutzung aus der Sicht der Bienen
Das Grünland ist im Zeitraum Juni bis September eine der wichtigsten Pollenquellen für die Bienen. Jede Beeinträchtigung von bienenrelevanten Blütenpflanzen reduziert die Eiweißversorgung und damit die Vitalität der Winterbienenpopulation.
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Vielfach unbeachtet in der Diskussion "Bienen und Landwirtschaft" sind die Entwicklungen in der Bewirtschaftung des Grünlandes in den letzten Jahrzehnten. Das Grünland nimmt immerhin rund 50% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein, mit großen Unterschieden je nach Bundesland.
Bedingt durch die Entwicklungen in der Viehwirtschaft, wie z.B. Fütterung (Ganzjahressilage) und Zuchtfortschritt in der Milchleistung, hat, ja musste, sich die Nutzungshäufigkeit des Grünlandes anpassen bzw. steigern. Es ist nun mal eine pflanzenphysiologische Tatsache, dass die Gräser und der Klee zum Zeitpunkt des Rispen- bzw. Knospenschiebens die optimalste Kombination von Menge, Eiweiß und Energie beinhalten. Durch Erhöhung der Schnitthäufigkeit verringert sich die Anzahl der Pflanzenarten.
Nur dort, wo das Grünland zwei- bis maximal dreimal gemäht wird, also in meist extensiveren und oft auch klimatisch ungünstigeren Lagen, finden die Bienen auch in den Monaten Juni bis September die für ihre Fitness wichtigen Nahrungsquellen. Wenn man nun die Entwicklung der letzten Jahre in der Ackernutzung und in der Grünlandbewirtschaftung kombiniert betrachtet, hat sich die Versorgung - besonders mit hochwertigem und vielseitigem Eiweiß in den Sommermonaten - teils dramatisch verschlechtert. Man muss also auch den Faktor "Grünland" im Auge behalten, wenn von den Problemen der Biene gesprochen wird.
Biene und Grülandwirtschaft
Die Pflanzengesellschaften des Grünlandes wurden ursprünglich ein- bis maximal dreimähdig genutzt. Die noch heute gebräuchliche botanische Nomenklatur in der Pflanzensoziologie bezieht sich auf diese Pflanzengesellschaften.
In diesen Wiesengesellschaften gab es reichhaltiges Angebot an für die Honigbiene wichtigen Nektar- und Pollenspendern, und zwar während nahezu der gesamten Vegetationsperiode. Nur einige der bekanntesten Arten aus der langen Liste: Wundklee, Hornklee, Wiesensalbei, Karthäusernelke, Sonnen-Röschen, Acker-Witwenblume, Wiesen-Storchschnabel, Wicken, Heil-Ziest, Flockenblumen-Arten, Gamander-Arten, Skabiosen, Glockenblumen-Arten, Margerite, Habichtskraut, Bibernelle, Oregano, Blutweiderich, Blutwurz, Fieberklee, Rotklee, Wiesenpippau, Wiesen-Bocksbart, Rauher Löwenzahn, Ferkelkraut (in der ganzen Bandbreite verschiedenster Standorte).
Generell lässt sich sagen, dass die Zunahme der Nutzungsfrequenz (ob nun mit oder ohne ausreichende Düngung) der letzten Jahrzehnte zu einer deutlichen Verringerung der Pflanzenvielfalt - besonders bei den bienenrelevanten Blütenpflanzen - geführt hat. Lediglich der Löwenzahn und der Weißklee konnten noch mithalten. Und mit der zunehmenden Umstellung von 4-Schnitt- auf 5-Schnittnutzung verlieren auch diese beiden Arten an Bedeutung für die Bienen.
Damit verliert auch das Grünland seine Bedeutung für die Ernährung und Gesunderhaltung der Bienenvölker. Besonders in den Monaten Juni bis August.
Zum Thema Biene und Grünlandnutzung lässt sich vereinfacht sagen:
Zum Thema Biene und Grünlandnutzung lässt sich vereinfacht sagen:
- eine maximal dreischnittige Nutzung bietet in der für die Bienen wichtigen Periode Juni bis September ein optimales Artenspektrum.
- bei der vierschnittigen Nutzung reduziert sich das für Bienen und andere blütenbesuchenden Insekten wichtige Artenspektrum auf Löwenzahn im Frühjahr und Weißklee und Spitzwegerich von Frühsommer bis September.
- bei der fünfschnittigen Nutzung fällt der Löwenzahn spätestens Mitte der Blüte und der Weißklee kann von den Bienen nur sehr kurz beflogen werden bzw. wird sogar zur Falle. 5-Schnitt-Wiesen haben de facto keine Bedeutung mehr für Bienen.
Exkurs in die Entwicklung eines Bienenvlkes
Die biologischen Grundlagen der Entwicklung des Bienenvolkes sowie seine Interaktion mit seiner Umwelt können hier nur in ihren wichtigsten Elementen in Bezug auf "Bienen und Landwirtschaft" skizziert werden.
Mit der Sommer-Sonnenwende Ende Juni nimmt die Tageslänge wieder ab. Dies ist der Auslöser für die Aufzucht der Winterbienengenerationen in den Bienenvölkern. Diese Winterbienen haben eine deutlich längere Lebensdauer als die Sommerbienen (mehrere Monate bis in das nächste Frühjahr) und weisen im Abdomen einen speziellen Fett-Eiweiß-Körper (eine Art Speicherorgan) auf. Für die Überlebensfähigkeit des Bienenvolkes ist daher die Zeitperiode Juli bis September von entscheidender Bedeutung. Je besser das Pollenangebot in Menge und Vielseitigkeit (Eiweißgehalt, Zusammensetzung des Eiweißes, Mineralstoffe, Fette) ist, desto gesünder und langlebiger sind die Winterbienen und desto besser und größer ist der Fett-Eiweiß-Körper ausgebildet. Man kann das auch unter dem Begriff "Vitalität" zusammenfassen.
Mit der Sommer-Sonnenwende Ende Juni nimmt die Tageslänge wieder ab. Dies ist der Auslöser für die Aufzucht der Winterbienengenerationen in den Bienenvölkern. Diese Winterbienen haben eine deutlich längere Lebensdauer als die Sommerbienen (mehrere Monate bis in das nächste Frühjahr) und weisen im Abdomen einen speziellen Fett-Eiweiß-Körper (eine Art Speicherorgan) auf. Für die Überlebensfähigkeit des Bienenvolkes ist daher die Zeitperiode Juli bis September von entscheidender Bedeutung. Je besser das Pollenangebot in Menge und Vielseitigkeit (Eiweißgehalt, Zusammensetzung des Eiweißes, Mineralstoffe, Fette) ist, desto gesünder und langlebiger sind die Winterbienen und desto besser und größer ist der Fett-Eiweiß-Körper ausgebildet. Man kann das auch unter dem Begriff "Vitalität" zusammenfassen.
Genau in diesem Zeitraum hat sich jedoch das Pollenangebot in den letzten Jahrzehnten maßgeblich reduziert, bzw. ist in den agrarisch intensiver bewirtschafteten Regionen nahezu zum Erliegen gekommen.
Latenter Mangel an hochwertigem und vielseitigem Eiweiß verringert die Langlebigkeit und ebenso die Widerstandskraft (die individuelle und kollektive Immunabwehr) der Bienen. Zusätzlich belastende äußere Einflüsse, wie Parasiten, Viren, Wirkstoffe aus dem Pflanzenschutz, Wirkstoffe aus der Varroabekämpfung aber auch durch den Imker verursachte Belastungen (bzw. vom Imker unterlassene Maßnahmen in der Völkerführung) können im Einzelnen und besonders in Kombination das Bienenvolk soweit schwächen, dass es seine Stabilität verliert oder stirbt.
Latenter Mangel an hochwertigem und vielseitigem Eiweiß verringert die Langlebigkeit und ebenso die Widerstandskraft (die individuelle und kollektive Immunabwehr) der Bienen. Zusätzlich belastende äußere Einflüsse, wie Parasiten, Viren, Wirkstoffe aus dem Pflanzenschutz, Wirkstoffe aus der Varroabekämpfung aber auch durch den Imker verursachte Belastungen (bzw. vom Imker unterlassene Maßnahmen in der Völkerführung) können im Einzelnen und besonders in Kombination das Bienenvolk soweit schwächen, dass es seine Stabilität verliert oder stirbt.
Zusammenfassung
Die Landwirte setzen alles daran, eiweiß- und energiereiches Futter für die Tiere auf den eigenen Flächen zu produzieren. Das ersetzt immer teurer werdendes importiertes Eiweiß (Soja) und Kraftfutter. Grundfutter aus Grünland und Feldfutter ist zudem wiederkäuergerechter, somit auch ein Faktor des Tierwohls. Ganz zu schweigen von der Reduzierung der importierten Produktionsflächen in Übersee.
Es ist eine pflanzenphysiologische Tatsache, dass die Gräser im jungen Entwicklungsstadium die höchsten Eiweiß- und Energiegehalte aufweisen. der Grünlandwirt hat sich das von der Kuh abgeschaut: Wenn sich die Kuh ihr Futter auf der Wiese selbst aussuchen kann, frisst sie zuerst die ganz jungen schmackhaften Gräser und die älteren Pflanzen mit Stängeln und Blüten lässt sie stehen. Das führt in den meisten Grünlandgebieten Oberösterreichs vegetationsbedingt zu 4 und 5 Schnitten. Gegenüber den traditionellen Pflanzengesellschaften mit 2 bzw. 3 Schnitten nimmt damit die Artenvielfalt zwangsweise ab.
Damit verliert das Grünland seine Bedeutung für die Ernährung und Gesunderhaltung der Bienen. Ohne gleichwertigen Ersatzangeboten.
Der latente Mangel an einem vielseitigen Pollenangebot verringert die Langlebigkeit und auch Widerstandskraft der Bienenvölker. Belastende endogene und exogene Faktoren können die Bienen dann tiefgreifender schwächen, bis hin zum Tod.