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Spät blühende Zwischenfrüchte - für die Honigbiene ein gefährlicher Anachronismus

Gelb und blau blühende Felder im Spätherbst sind schön für das Auge, aber für die Honigbienen können die Zwischenfrüchte Senf, Phacelia und Co zu einem echten Problem werden.
Tote Trachtbiene mit Pollen.
Auf der Holzstaffel des Bienenstandes © DIE HOCHLAND IMKER
Pflanzen, die zu einem für sie untypischen und nicht dem natürlich Entwicklungsablauf entsprechenden Zeitpunkt intensiv blühen, können die Honigbienen in ihrem, auf die Jahreszeiten abgestimmten, Entwicklungsrhythmus empfindlich stören und für sie zu einer nicht unerheblichen Belastung werden.
Für die Honigbienen sind die im Oktober und vor allem im November noch blühenden Zwischenfrüchte mehr Schaden als Nutzen.
Das Gesamtdokument dazu finden Sie als pdf zum Download unten am Ende diese Beitrags.
Biene sammelt Pollen auf Senf
Biene sammelt Pollen auf Senf am 31.10.2015. © DIE HOCHLAND IMKER
Vor allem durch:
  • Verlängerung und/oder Reaktivierung der Bruttätigkeit. Damit Verkürzung der brutfreien Phase im Winter. Die Winterbienen, die eigentlich für die Überwinterung der kalten Jahreszeit aufgezogen wurden, werden dadurch in Anspruch genommen und in ihrer Konstitution belastet.
  • Die Varroamilbe kann sich länger in den Spätherbst hinein vermehren. Die Zahl der nach der Restentmilbung noch vorhandenen Milben steigt zwangsweise. Damit auch die Milben-Startpopulation fürs kommende Jahr.
  • Milder werdende Winter mit kürzeren Frostperioden, vor allem im Dezember und Jänner, verstärken den Effekt der längeren Bruttätigkeit und verschärfen das Varroaproblem zusätzlich.
  • Verluste an Bienen durch Flug- und Sammelaktivitäten bei den um diese Jahreszeit oft herrschenden grenzwertigen Außentemperaturen (10 bis 14°C). Große Pollen- und Nektarangebote üben einen intensiven Sammelreiz aus.
  • Ungenügende Konservierung des spät eingetragenen Pollens. Diese, oft im Randbereich des Wintersitzes der Bienen gelegenen, Pollenlager neigen stärker zum Verschimmeln.
Biene mit Pollenhöschen sammelt Nektar
Biene mit Pollenhöschen sammelt Nektar auf Senf am 31.10.2015. © DIE HOCHLAND IMKER
Sehr früh angebaute Zwischenfrüchte, die rasch in Blüte gehen (z.B. Phacelia nach Wintergerste) blühen meist im September und können damit die Entwicklung der Bienenvölker durchaus noch sehr positiv beeinflussen.
Zwischenfrucht Senf; 31.10.2015;
© DIE HOCHLAND IMKER
Zwischenfrüchte erfüllen im nachhaltigen Ackerbau mehrere wichtige Funktionen zum Schutz der Bodenökologie::
  • Schutz vor Wasser- und Winderosion
  • Verbesserung der Bodenstruktur
  • Verbesserung des Humushaushaltes durch organische Bindung von Nährstoffen
  • Belebung der Mikroorganismen des Bodens
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist daher aus gesamtökologischer Sicht, die auch den Imkern ein Anliegen ist, jedenfalls zu befürworten. Mit gleicher Deutlichkeit wird jedoch auch auf die Problematik von spät in Blüte gehenden Zwischenfrüchten hingewiesen.
Wenn Senf und Phacelia, um nur zwei zu nennen, im Oktober und November in Vollblüte stehen, so ist das pflanzenphysiologischer Anachronismus, mit durchaus ernsten negativen Auswirkungen auf das Verhalten und die Konstitution eines Bienenvolkes.

Lösungsansatz

Häckseln von Senf vor der Blüte
© DIE HOCHLAND IMKER
Zu prüfen wäre, ob das Walzen (Knicken) oder auch das Mähen/Mulchen von kurz vor der Blüte stehenden Zwischenfrüchten ab Mitte Oktober ein gangbarer und wirkungsvoller Weg wäre, um die Nachteile für die Bienenvölker auszuschalten. Gegebenenfalls müssen die Auflagen im Österreichischen Umweltprogramm beachtet werden.

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